Outdoortrend am Arbeitsplatz

Die Natur an den Arbeitsplatz zu holen war schon vor Corona ein erfolgreiches Konzept. Die Pandemie verstärkt das Bestreben weiter. Outdoor ist das neue Indoor. Und so wird nicht nur die Natur nach drinnen geholt. Die Arbeit findet auch öfter draußen statt.

Biophilie – Das ist die Liebe zum Lebendigen. Die menschliche Verbindung zur Natur. In Architektur und Innenarchitektur ist Biophilic Design eine Ausrichtung, die von dieser Verbundenheit  inspiriert ist.

Das Konzept schafft und stärkt Verbindungen zur natürlichen Umwelt. Zum Beispiel durch den Einsatz natürlicher Materialien.
Materialien, die man mit allen Sinnen wahrnehmen kann. Warmes Holz oder duftendes Moos. Diffuser Einfall von Licht und Sichtachsen, die immer wieder unterbrochen werden. Fenster, die den Blick ins Grüne lenken. Und natürlich Pflanzen. Dass diese Verbindung zur Natur unser Wohlbefinden steigert, ist belegt. Und so bezieht man die Natur immer stärker an Arbeitsplätzen ein. Die Auswirkungen sind messbar:
Zufriedenheit, Produktivität und Kreativität der Mitarbeiter steigern sich laut Human Spaces Report des Unternehmens Interface. Und damit kann man auch dann arbeiten, wenn das eigene Büro kein Fenster zum Meer, in den Wald oder die Berge hat. Denn der Effekt bezieht sich nicht nur auf tatsächliche Ausblicke sondern auch auf Abbildungen, Fotografien, Malerei oder Skulptur. Natur als Fläche zur Kontemplation – das Stress-Level sinkt dadurch signifikant.
Immer mehr Natur also in den urbanen Arbeitswelten.

Diffuser Lichteinfall: Biophilic Design orientiert sich an der Natur.

Diffuser Lichteinfall: Biophilic Design orientiert sich an der Natur.

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Das Bedürfnis nach Kontakt zur Natur steigert sich mit zunehmender Digitalität. Je mehr Bildschirmlicht in die Gesichter flackert, desto mehr Natur will das Auge sehen, desto mehr Wind wollen wir hören, Waldboden riechen. Gleichzeitig ist es genau das, was die Digitalität ermöglicht. Denn wir sind nicht mehr an einen festen Schreibtisch gebunden. Eine Balance, als hätte die Natur selbst sie sich ausgedacht. Und Corona hat diese Möglichkeiten in aller Konsequenz dann aufgezeigt. Ist es also an der Zeit weiter zu gehen? Die Natur nicht nur in die Stadt und Arbeitswelten zu holen? Natur und Arbeit stärker zu verbinden?

61% der Beschäftigten in Deutschland befanden sich im zweiten Quartal 2020 im Homeoffice. Ausblicke gehen von bis zu 80% aus. Das tägliche Pendeln in die Stadt wird in Frage gestellt und neue Lösungen werden entwickelt. Coworkingspaces im ländlichen Raum könnten nach einer Studie der Bertelsmannstiftung eine solche Lösung sein. Neue Arbeitswelten auf dem Land würden dem veränderten, flexiblen Raumbedarf von Unternehmen gerecht, entsprechen dem Gedanken der Work-Life-Unity und sind dabei nachhaltig weil so Verkehrsströme in die Ballungszentren verringert werden.

Aber auch Homeoffices sind nicht mehr wegzudenken, zumindest teilweise oder zusätzlich zum Arbeitsplatz im Unternehmen (Studie des Fraunhofer Instituts).

Das Architektur- und Designunternehmen Koto Cabins entwirft Tiny Houses als Homeoffices, die draußen aufgestellt werden können. Dabei sind die Holzbauten nachhaltig produziert. Die Entwürfe des britischen Unternehmens orientieren sich an skandinavischen und japanischen Designs. So folgen sie dem japanischen Konzept des Wabi Sabi.  Diese Ästhetik strebt nicht nach Perfektionismus, sondern nach Natürlichkeit. Schönheit kann demnach in einem mit Moos bewachsenen Dach liegen oder einer Gießkanne, die mit Rost besetzt ist. Das klingt nach Biophilie. Und ermöglicht das Homeoffice in den eigenen Garten zu legen.

Schönheit in Patina und Natürlichkeit: Das japanische Prinzip Wabi-Sabi

Schönheit in Patina und Natürlichkeit: Das japanische Prinzip Wabi-Sabi

 

Wenn man davon ausgeht, dass die Homeoffices bleiben, wie es übrigens auch Greenpeace aus Klimaschutzgründen fordert, werden gemeinsame Orte der Arbeit nicht überflüssig. Ihre Funktion verändert sich. Im Vordergrund steht die Stärkung unternehmensinterner Teamstrukturen, Kultur und Identität genauso wie die Förderung von Austausch und Zusammenarbeit.

Diese Entwicklung eröffnet neue Möglichkeiten. In Bezug auf Gewerbeimmobilien werden Außenflächen eine größere Bedeutung bekommen. Und zwar nicht nur als Aufenthaltsraum für Pausen, sondern als Arbeitsfläche bei milden Temperaturen. Entsprechende Möbel und Outdoor-taugliche Technik-Gadgets werden einen Markt finden.

Außenflächen gewinnen beim Workplace-Design an Bedeutung.

Außenflächen gewinnen beim Workplace-Design an Bedeutung.

 

Doch Arbeit kann weiter draußen stattfinden, als auf der Terrasse des Unternehmenssitzes. Workshops im Wald und Seminare auf Wiesen sind denkbar. Auch das Aufleben des guten alten Tagungshotels. Geht man von einem angeborenen menschlichen Bedürfnis nach Natur aus, klingt das nicht weiter hergeholt als der Agentur-Kicker oder die Silicon-Valley-Rutsche. Ganz besonders dann, wenn im Rahmen von New Work der Mensch und seine Bedürfnisse wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Human Centered Business: Ein Modell, bei dem soziale und ökologische Aspekte in das unternehmerische Handeln integriert werden. Ein vorwärtsgewandtes Modell. Nun leben wir im Anthropozän, der Epoche, in der erstmalig seit der Geschichte des Planeten der Mensch der wichtigste Einflussfaktor auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse ist. Klimawandel und Artensterben sind nur zwei der weitreichenden Folgen. Da wirkt der Begriff „Human Centered Business“ fast anachronistisch. Ist es nicht an der Zeit, den Mensch als Teil der Natur zu begreifen? Wenn man an die Kraft der Sprache glaubt, ist es hier dringend Zeit einen erweiterten Begriff zu finden. Der das Menschliche um andere Bereiche der Natur ergänzt. So ist die Biophilie im Übrigen nicht nur die Liebe zur Natur. Sondern die Liebe zum Lebendigen. Und das kann ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze oder auch eine Idee oder Community sein. Zeit also für Biophilic Business. Und das nicht nur in Bezug auf Orte der Arbeit. Back to Nature.

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