Mehr als neutral: Wir sind klimapositiv.
Flora & Fauna ist ein klimapositives Unternehmen, weil wir unsere eigenen Treibhausgasausstoß in doppeltem Maß kompensieren. Das tun wir, indem wir ein auf Biomasse basierendes Kraftwerksprojekt in Indien fördern. Warum es sinnvoll ist, solche Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern zu fördern. Jenseits von Greenwashing und modernem Ablasshandel. Wie das bei uns funktioniert und worauf es ankommt.
„Vermeiden, verringern, kompensieren“ heißen die drei Wege zur Reduktion von Emissionen mit dem Ziel die Erderwärmung zu stoppen. Flora und Fauna hat schon länger das Dach voller Solarpanele, auf E-Autos gesetzt, Trinkwasser aus dem Hahn gefiltert, und durch andere Maßnahmen den eigenen CO2-Ausstoß vermieden oder reduziert. Nun sind wir auch den dritten Schritt – die Kompensation – angegangen. Anlass dafür war auch die Arbeit für unseren Kunden, die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima, die Unternehmen diesbezüglich begleiten. Nun dürfen uns nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv nennen. Das heißt, wir haben die doppelte Menge der von uns verursachten Treibhausgasemissionen kompensiert. Hierfür haben wir Daten zusammengestellt, aus denen wir mit Hilfe der externen Nachhaltigkeitsberatung Fokus Zukunft den Carbon Footprint, den CO2 Fußabdruck des Unternehmens berechnet haben: Verbrauch von Strom und Fernwärme, gefahrene Kilometer der Firmenfahrzeuge, Dienstreisen, Quadratmeter der Bürofläche, und weitere Daten. Der daraus berechnete CO2 Fußabdruck ist das Maß für die Menge an Treibhausgasen, die wir freisetzten.
Diese 35 Tonnen CO2 und äquivalente Schadstoffe haben wir verdoppelt und durch den Kauf von 70 Zertifikaten kompensiert. Jedes Zertifikat steht für eine Tonne CO2. Wir haben uns für die Unterstützung von Stromerzeugung durch die Verbrennung von Abfällen aus Biomasse entschieden. Durchgeführt wird das Projekt durch die Vayunandana Power Limited im Dorf Kaneri im Distrikt Dachiroli von Maharashtra in Indien.
Warum aber werden in Industrienationen verursachte Treibhausgase in Entwicklungs- und Schwellenländern kompensiert? Ist Emissionshandel nicht nur eine Form modernen Ablasshandels? Ist Kompensation überhaupt nur eine Form des Greenwashings und ein Millionengeschäft? Fragen, auf die wir während des Prozesses Antworten gesucht haben.
Erderwärmung und Klimaschutz sind globale Themen, für die zunächst keine Rolle spielt, wo Treibhausgase produziert und wo sie eingespart werden. Am Ende des Tages ist die Summe ausschlaggebend. Die Durchführung von Klimaschutzprojekten findet hingegen an einigen Orten günstigere Bedingungen vor als an anderen. Man denke hier an erneuerbare Energieanlagen für Sonne, Wind und Wasser. Vor allem aber sind die Bedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern oft eines: wirtschaftlicher. Da mag eine solche Kompensation im ersten Moment einen schalen Beigeschmack verursachen. Vor allem wenn man daran denkt, dass aus dem Wunsch die eigene CO2-Bilanz zu drücken, ein Millionengeschäft mit enormen Wachstumschancen geworden ist. Man liest von Aufforstungsprojekten, bei denen so gar nicht nachhaltige Monokulturen gepflanzt werden. Oder nicht-heimische Bäume, ohne große Überlebenschancen. Davon, dass Anwohner Aufforstungsprojekte zerstören, weil es ihnen den Raum zum Anbau von Nahrung streitig macht.
Umso wichtiger ist es also, bei Klimaschutz und Kompensation soziale und ökonomische Faktoren mitzudenken. So wie es auch bei den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN der Fall ist an deren erster Stelle die Bekämpfung von Hunger und Armut steht.
In Bezug auf das Biomasseprojekt in Indien sind es ganz konkret drei Nachhaltigkeitsziele, die erfüllt werden: Bezahlbare und saubere Energie, Maßnahmen zum Klimaschutz, sowie menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
Erneuerbare Ressourcen wie Reisschalen und Agrarabfälle sind Basis zur Gewinnung von Energie, die in das nationale Stromnetz gespeist wird. Bei der Umwandlung des pflanzlichen Materials in nutzbare Energie wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. Da es sich um Reste und Abfälle handelt, tritt die angebaute Fläche nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Das Projekt schafft bis zu 125 Arbeitsplätze und führt Schulungen zur sauberen Energiegewinnung für Mitarbeiter durch. Auf diese Weise dient das Projekt Natur und Mensch gleichermaßen.
Der Emissionshandel trägt hier also zu einer nachhaltig ausgerichteten wirtschaftlichen Entwicklung bei und stellt einen Treiber für den Transfer zu sauberen Technologien dar.
Um die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit sicherzustellen, gibt es unterschiedliche Prüfsiegel. In Fall des Biomasseprojekts in Indien ist es der Gold Standard, mit dem der World Wide Fund For Nature (WWF) die Kompensation auszeichnet. Der TÜV Nord prüft Klimaschutzprojekte nach den Vorgaben dieses weltweit strengsten Standards im freiwilligen Emissionshandel.
Auf diese Art und Weise stellt die Kompensation einen Nutzen auf allen Seiten dar. Auch wenn die sie niemals der einzige Weg zum Klimaschutz sein kann. „Vermeiden, Verringern, Kompensieren“ heißt der Königsweg Richtung Klimaschutz.
Die Berechnung unseres CO2 Fußabdrucks bezieht sich übrigens auf das Jahr 2020. Sicherlich ein besonderes Jahr, das einen positiven Einfluss auf die von uns produzierten Treibhausgase hatte. Auch wenn wir noch keinen konkreten Vergleich haben, da wir diese Berechnung zum ersten Mal gemacht haben. Aber das Ziel für 2021 ist klar: den aktuellen Footprint mindestens beizubehalten und klimapositiv bleiben.
Fotos: pexels/ahmad qime, unsplash/akshay tari