Diversität als Motor für wirtschaftliches Wachstum

Diversität als Ziel für deutsche Vorstandsetagen hört nicht bei Geschlechtergerechtigkeit auf. Vielfalt hat eben viele Ausprägungen. Darüber hinaus hat die Abbildung einer diversen Gesellschaft durchaus wirtschaftliche Vorteile.

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Text: Victoria Wagner, Natalie Antoni

Menschen verschiedensten Alters, Hautfarbe, kultureller Herkunft, sexueller Orientierung, mit oder ohne Behinderungen bereichern unsere Gesellschaft. Wir essen beim Italiener, Asiaten oder Griechen, wir hören Musik aus aller Welt und kommunizieren über Landesgrenzen hinweg. Unser Leben ist divers. Und es ist die Vielfalt an Einflüssen, Perspektiven, die uns inspiriert und voranbringt.

Victoria Wagner

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Doch wie kann es sein, dass wir in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft leben, diese aber nicht in den deutschen Unternehmen wiederfinden? Denn die deutschen Führungsetagen sind vor allem eins: männlich, weiß und 50 Jahre alt. Nach dem Diversity Index der Boston Consulting Group gehören nur etwa neun Prozent Frauen den Vorständen an. Bei nicht-weißen Mitgliedern sind es sogar nur 1,12 Prozent laut „Corporate Germany has a race problem“, einem Artikel des Fortune Magazines aus 2020. Eine Rechnung, die so nicht aufgehen kann.

Im Vergleich zu anderen Ländern, gleicht Deutschland einem Entwicklungsland. So bilden wir in internationalen Studien zu Diversität und Inklusion entweder das Schlusslicht oder belegen Rankingplätze im unteren Drittel. Sollte dies so weitergehen, werden Frauen, die immerhin die Hälfte unserer Gesellschaft ausmachen, erst im Jahr 2051 gleichberechtigt im Vorstand vertreten sein. Das ist 13 Jahre später als der geplante Kohleausstieg und 29 Jahre später als der Atomausstieg!

Man könnte behaupten, wir Deutschen sind ein Volk von Bewahrern, das erfolgsverwöhnt ist, und dessen Motto lautet: Kontinuität statt Fortschritt. Was vor hundert Jahren gut war, ist auch heute noch gut. Die Corona-Pandemie sollte uns jedoch gezeigt haben, wie gefährlich es ist, sich in vermeintlicher Sicherheit zu wähnen. Während andere Länder problemlos auf digitales Lernen umgestiegen sind, mussten wir uns in Deutschland mit dem Thema Digitalisierung erst anfreunden. Das Beispiel hat gezeigt, wie wichtig zukunftsorientiertes Denken und Mut zur Veränderung sind. Doch hierfür benötigt es den Austausch verschiedener Erfahrungen und Perspektiven. Wenn sich immer nur seinesgleichen mit seinesgleichen unterhält, werden wir keine Antworten auf die Fragen von morgen finden. Tatsächlich haben Unternehmen mit divers aufgestelltem Topmanagement nach Studien der Beratungshäuser McKinsey und PricewaterhouseCoopers eine 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein, sowie eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, innovativer als der Wettbewerb zu sein. Doch weshalb lassen große deutsche Unternehmen dieses Potenzial noch immer ungenutzt?

Es liegt nah, dass dies an einem beschränkten Diversitätsverständnis innerhalb der Unternehmen liegen könnte. So wird Diversität meist auf das Thema Mann Frau reduziert, obwohl die kulturelle Herkunft, das Alter, Behinderungen oder sexuelle Orientierung ebenso zur Vielfalt beitragen. Zusätzlich fehlen ein umfassendes Datenmanagement sowie Förderungsmaßnahmen über alle Kategorien hinweg. Zu diesen Ergebnissen kommt der „German Diversity Monitor 2020“ der Initiative Beyond Gender Agenda.

Um wirtschaftlich mithalten zu können, muss sich an dieser Situation eindeutig etwas ändern. Denn nur so können wir gesellschaftliche Vielfalt auch wirtschaftlich nutzen.


About
Beyond Gender Agenda hat sich zum Ziel gesetzt, durch integrale Verankerung von Diversität und Inklusion (D&I) in der DNA börsennotierter und mittelständischer Unternehmen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft langfristig zu sichern und auszubauen. Ziel ist es, die Chancengleichheit von Führungskräften mit Behinderungen, jeden Geschlechts, jeglichen Alters, kultureller Herkunft oder unterschiedlicher sexueller Orientierung sowie Geschlechtsidentität bei der Besetzung von Vorstandspositionen und Aufsichtsratsmandaten sicherzustellen und so ein Kulturwandel unter Einbindung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft herbeizuführen.

Victoria Wagner, Founder und CEO der Initiative, berät Führungskräfte auf C-Level beim Personal Branding. Diese Beratungsmandate veranlassten die Entrepreneurin und Kommunikationsexpertin 2020 zur Gründung der Beyond Gender Agenda.

Natalie Antoni verantwortet seit Gründung das Projekt- und Community Management der Beyond Gender Agenda.

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