End of story. And a new beginning.

Das Jahr 2020 wird in die Geschichte eingehen. Auf jeden Fall in meine. 

In den vergangenen Jahren habe ich mich aus unterschiedlichen Gründen - Diversifizierung, Synergieeffekte, Risikoverteilung, Chancenauswertung - in diversen Bereichen der Kreativwirtschaft unternehmerisch engagiert. Werbung sowieso, aber eben auch Kunst, Publishing, PrePress, Veranstaltungen, Markenberatung, Architektur und Vermietung von neu geschaffenen Räumen in der Wilhelm-Tell- und Florastraße. Das mit der Risikoverteilung hat jetzt nicht so richtig gut geklappt. Ich wurde mit meinen Unternehmen leider auch an praktisch allen Stellen von der Corona Pandemie sehr hart getroffen. 

Uns sind in der Agentur (Kunst und Kollegen) Anfang März innerhalb von 14 Tagen Honorar-Aufträge in einer sechsstelligen Größenordnung weggebrochen. Wir waren unter anderem für Messe- und Veranstaltungsprojekte verschiedener Kunden verantwortlich, große Shootings und lang geplante Projekte wurden abgesagt. Dazu kam, dass das Magazin KÖNIGSALLEE, das in Kooperation mit der Rheinischen Post neu gelauncht werden sollte, direkt wieder auf Eis gelegt wurde. Große Kunst-Projekte mit Unternehmen wurden gecancelt. Und unser Creative Habitat Flora & Fauna stand innerhalb von 14 Tagen mehr oder weniger leer, Mieter haben gekündigt und es fanden keine Veranstaltungen bei uns im Hause statt. Deshalb waren wir seit März an allen Ecken und Enden im Krisenmodus. 

Anfang April habe ich mich nach langen Gesprächen mit meinen Steuer- und Finanzberatern entschieden, als GmbH-Geschäftsführer für Kunst und Kollegen (und nur für Kunst und Kollegen!) wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht zu stellen, dem auch stattgegeben wurde. Wir haben die dann folgenden drei Monate genutzt, um uns neu aufzustellen und das Unternehmen Kunst und Kollegen zu sanieren. Das heißt in erster Linie kündigen. Kündigen von Verträgen aller Art. Dienstleistungen, Leasing, Mieten und nicht zuletzt auch kündigen von Arbeitsverträgen von Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich teilweise seit mehr als 10 Jahren zusammengearbeitet habe. Das ist echt bitter. 

Aber damit ist es natürlich auch nicht getan. Das Leben geht ja weiter. Das start-up Unternehmen, das unsere ehemaligen Räume in der Wilhelm-Tell-Straße gemietet hatte, verlor seinen Investor und war von heute auf morgen zahlungsunfähig. Und raus (400 qm Bürofläche anyone?). Der potentielle neue Großmieter für die Florastraße, der mit 40 Mitarbeitern anrücken wollte, sprang im letzten Moment ab. Und die Budgetverantwortlichen der Unternehmen hatten in der Regel nicht mehr viel zu verantworten, weil Budgets einfach eingefroren wurden. Alles in allem eine mental enorm anstrengende Zeit. Ich habe gerade zu Beginn täglich bis zu (handgezählte) 60 Telefonate geführt mit Kunden, Dienstleistern, Partnern, Mitarbeitern, Banken, Beratern, Anwälten, aber auch anderen Unternehmern, um die Krise zu bewältigen und uns dadurch zu manövrieren. 

„Never waste a good crisis.“ Über das Churchill Zitat bin ich dann natürlich auch gestolpert. Denn wenn nicht jetzt, wann dann? Uns war relativ schnell klar, dass wir uns insgesamt nicht nur als Kunst und Kollegen, sondern auch als Gruppe neu erfinden und aufstellen mussten. Denn unter dem Brennglas der Corona Pandemie wurde überdeutlich, was funktionierte. Und was eben nicht. 

Was heisst das organisatorisch? Die bisherige Firmenstruktur wird verschlankt und aufgeräumt. Das spart Zeit, Geld und Energie. Und wir fokussieren uns auf das, was am meisten Kraft hat. Die Flora & Fauna GmbH übernimmt die Kunst und Kollegen Kommunikationsagentur GmbH mit all seinen Mitarbeitern. Außerdem gehen in den nächsten Wochen die Coco & Bill Publishing House GmbH, die Kunst und Konstruktion GmbH und die Pinehouse GmbH in die Flora & Fauna GmbH über. Meine Anteile an der Dorothy GmbH haben meine beiden Partner Frank Vogel und Oli Bentz wieder übernommen. Die Kunst & Denker GmbH und die Kö Media GmbH werden unverändert fortgeführt. Hört sich kompliziert an, oder? War es auch. Zukünftig dann hoffentlich nicht mehr.

Was heisst das inhaltlich? Um uns dem Thema zu nähern, haben wir Kunden befragen lassen. Wir haben uns von dem Agenturberater Thorsten Wellmann, der ein Jahr auf Weltreise war und die international erfolgreichsten neuen Agenturen besucht hatte, inspirieren lassen. Wir haben Retreats in der Eifel und im Allgäu gemacht. Wir haben unser „Why“, „How“ und „What“ in mehreren Markenworkshops bestimmt. Und wir haben dann gemerkt, was wir wollen und was wir eben auch nicht mehr wollen. Uns ist klar geworden, dass wir mit Flora & Fauna etwas enorm Kraftvolles geschaffen haben. Es ist ein Ort, aber es steht eben auch für Veranstaltungen, Kommunikation, Kunst, moderne Arbeitswelt, Architektur, Austausch, Inspiration, Offenheit, Kollaboration, Haltung, Sinnhaftigkeit, Marke, Content, Redaktion, Hochwertigkeit, eine Plattform für eine kreative Community. Und für kreatives Arbeiten.

Gerade bei den Dingen, die wir machen wollten, haben wir interessanterweise festgestellt, dass sie mit Werbung im klassischen Sinne nicht mehr viel zu tun haben. Wir sind der Überzeugung, dass sich Kommunikation nicht wie Werbung, sondern wie eine inspirierende Geschichte anfühlen muss. Menschen müssen über diese Geschichten miteinander sprechen (wollen), sie sollen sie nachhaltig begeistern und mit der Marke verbinden. Und diese Geschichten wollen wir in allen Facetten zum Leben erwecken. Analog oder digital, auf fremden oder eigenen Kanälen. Das können im ersten Schritt eben auch Welten, Anlässe, Räume oder Produkte sein, aus denen die Geschichten überhaupt erst entstehen. 

Wir entwickeln uns damit von Werbung zu Content Creation. Deshalb ist der Markenkern von Flora & Fauna Inspiration. Das ist unser Anspruch. Deshalb sind wir hier.

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Ein guter Grund: Das kreative Grundeinkommen

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New Work, was ist das eigentlich?